Am 19. September habe ich ein Postulat eingereicht, mit dem ich eine «Roadmap für eine leistungsstarke Integration der Schweiz in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz» fordere. Der Bundesrat soll eine Roadmap erstellen, die aufzeigt, wie wir die Schweizer Bahn mit leistungsstarken nationalen und grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsstrecken/Hochleistungsachsen auf den Nord-Süd- und Ost-West-Korridoren in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz integrieren und einbinden können. So können wir mit hohen Geschwindigkeiten (ab 250 km/h) für echte, konkurrenzfähige Zeitgewinne auch auf weiten Strecken zu sorgen.
Sie soll zudem aufzeigen:
- Wo der Bundesrat das grösste Potenzial für Zeitgewinne und CO2-Einsparungen dank (inter-)nationaler Hochgeschwindigkeitsstrecken sieht, insbesondere als Alternative zu Flugzeug und Auto im Fernverkehr.
- Wie er sich bei den europäischen Studien und dem Entwicklungsprozess für den Ausbau eines europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes beteiligen kann.
Die NZZ hat gestern darüber berichtet:
«Europas schnelle Züge werden uns umfahren»: Die Nationalrätin Katja Christ fordert mit Postulat eine Roadmap für Bahn-Hochgeschwindigkeitslinien
Wieso Hochgeschindigkeitsverbindungen wichtig sind
Gemäss EU-Data (EEA) wird 1/4 – 1/3 des CO2-Austosses im Verkehrsbereich von Fernreisen verursacht. Zur diesbezüglichen Hebelwirkung zeigt eine Studie der SBB vom Oktober 2021 (PDF) auf, dass aus den drei Angebotsmassnahmen Fahrzeitverkürzungen, Taktverdichtungen und Direktverbindungen die Fahrzeitverkürzung die grösste Hebelwirkung entfalte!
Am 22. Juni 2022 kommunizierte der Bundesrat seine «Perspektive Bahn 2050». Der Bundesrat will mit seiner Langfriststrategie die Eisenbahn primär auf kurzen u. mittleren Distanzen stärken und klammert dabei Obgenanntes aus. Er setzt auf mehr Kapazität, häufigere Verbindungen und nur punktuelle Fahrzeitverkürzungen. Neue Hochgeschwindigkeitskorridore sind kein Thema.
Europa macht Tempo
Europa hingegen hat andere Ziele. Am 29. Juni 2022 wurde ein Memorandum of Understanding zur Studie “Smart and affordable High-Speed Services in the European Union” unterzeichnet. Mitunterzeichnet haben die wichtigsten europäischen Player, nicht aber die Schweiz oder ihre Akteure. Die Studie wird die wichtigsten Vorteile aufzeigen, die sich aus der Fertigstellung eines europäischen Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes ergeben, das die Hauptstädte und Großstädte Europas miteinander verbindet. Sie zielt darauf ab, eine radikale Umgestaltung des Bahnsystems zu fördern und die Ziele des Europäischen Green Deal zu erreichen, einschließlich der Verwirklichung eines voll funktionsfähigen, preislich attraktiven, multimodalen, nachhaltigen und intelligenten transeuropäischen Verkehrsnetzes mit Hochgeschwindigkeitsverbindungen bis ins Jahr 2050.
Die Schweiz braucht Visionen
Europa hat Visionen, während die Schweiz kleine Brötchen backen möchte. Der Ausbau auf kurzen und mittleren Strecken ist zwar essenziell. Es fehlt aber eine schweizweite Strategie für die Verlagerung von Reisen auf langen Distanzen und die Zusammenarbeit mit Europa. Eine schnelle Anbindung europäischer Städte mit einem leistungsfähigen Hochgeschwindigkeitsnetz ist die langfristig einzige Antwort auf den Umstieg vom Flug auf den Zug. Zu diesem übergeordneten Ziel müssen auch wir unseren Beitrag leisten. Europa arbeitet mit Hochdruck daran. Entweder wir springen auf diesen fahrenden Zug auf oder wir bleiben auf der Strecke! Die Schweiz als Eisenbahnpionierin soll sich in den nächsten 30 Jahre nicht nur von STEP zu STEP hangeln sondern auch Visionen verfolgen, um sich für die Zukunft fit zu machen. Denn wir stellen heute die Weichen für morgen!
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Sehr geehrte Frau Christ,
Es freut mich sehr zu hören, dass sie ein solch visionäres Projekt unterstützen..
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Werben um ein schweizerisches Hochgeschwindigkeitsnetzes!
Freundliche Grüsse,
Michael Kleih